Im Oktober 2018 hat sie sich entschieden, ihr eigenes Mode-Label auf den Markt zu bringen. Im Oktober 2019 ist es soweit. Freiraumreh liefert über den eigenen Online-Shop die ersten Modelle aus. Welche Herausforderungen die Gründerin zu meistern hatte, welche Rolle Banken spielen und welche Tipps sie für euch hat, lest ihr hier.
Von Anfang an hatte Kim eine klare Vorstellung von ihrem Geschäftskonzept: Ein eigenes Fashion Label, das nicht nur Fair Trade handelt, sondern dessen Materialien ausschließlich aus biologischem Anbau kommen – ohne Mikroplastik.
Sie hat sich sehr gut vorbereitet. Aber niemand kann alles wissen und sie suchte sich gleich zu Anfang eine kompetente Gründungsberatung als Sparringpartner. Der Schwerpunkt sollte auf der kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Beratung liegen zur Vorbereitung von Bankgesprächen und Finanzierungsanfragen.
Kim recherchierte Lieferanten und verhandelte erste Konditionen. Sie nutzte ihr Netzwerk, um verlässliche Informationen zu Logistik und Kosten zu erhalten. In kurzer Zeit konnte sie gemeinsam mit den Beratern eine plausible Finanzplanung vorlegen. Ein Private Rating sowie die LfA Bayern bescheinigten ihrem Konzept gute Erfolgsaussichten. Nun sollte es mit der Finanzierung ja wohl klappen.
Klassische Kreditplattformen kommen dabei für Gründer nicht in Frage. Diese Plattformen benötigen grundsätzlich mindestens zwei Jahresabschlüsse.
Für Wagniskapitalgeber ist das Geschäft eher zu klein und riskant. Und nach einem Proof-of-Concept und ersten Umsätzen hätte Kim keinen Investor mehr benötigt.
Crowdfunding ist ein langer und auch kostenintensiver Prozess, weshalb es dann auch ein Bankdarlehen sein sollte. Immerhin werben fast alle Institute mit ihrem Interesse und Service um Gründerinnen und Gründer.
Das Ergebnis war ernüchternd. Keine Bank, sei sie aus dem genossenschaftlich/öffentlichen Sektor, im Nachhaltigkeitssegment oder Geschäftsbank wollte – trotz Bürgschaft – Kims Geschäftskonzept, das nachweislich eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit besitzt, finanzieren. Nun hatte Kim drei Monate verloren, die Lieferanten wurden ungeduldig und die Sommersaison konnte sie leider auch nicht mehr mitnehmen.
Dafür hat ihre Hartnäckigkeit andere überzeugt: ihre zunächst äußerst skeptische Familie ist bei dem Thema Finanzierung eingesprungen.
Und endlich ist es soweit. Die Modelle sind fertig. Das Shooting abgeschlossen und die Logistik steht bereit für die Eröffnung von Freiraumreh und im Januar 2020 präsentiert sie zum ersten Mal auf der Fashion Week.
Kims Tipps für alle, die gründen wollen:
1. Tipp
Es wird IMMER ein auf und ab sein! Vor allem wenn man alleine gründet, braucht man sehr effektive Bewältigungsstrategien um sich selbst aus einem Loch zu ziehen. Freunde und Familie sind oft in „herkömmlichen“ Jobs und können die Gründungsphase nur sehr schwer nachvollziehen. Besuche Gründerveranstaltungen und finde Leute, die in deiner Situation waren oder sind und tausche dich aus. Jeder fährt Achterbahn in der Gründungsphase – Gewöhn dich schnell dran!
2. Tipp
Gleiche Defizite aus! Du bist auf einmal Designer, Lieferantenexperte, Buchhalter, Steuerberater, Organisationstalent, IT-ler und und und. Es ist unmöglich alles alleine abzudecken. Sortiere von Anfang an, was Du nicht kannst und suche dir unbedingt Gründungsberater und Fachleute, die Defizite ausgleichen können.
3. Tipp
Rede über deine Idee! Nichts wird greifbarer, als die Momente, in denen Du laut über deine Selbstständigkeit, deine Idee und deine Vision redest. Nicht nur für dein Umfeld, sondern vor allem für dich. Im Gespräch fallen dir schnell Schwachstellen in deinem Konzept auf und Du bekommst ein Gespür dafür, was es heißt, vielleicht auch später vor Investoren zu pitchen.
Kim’s Geschichte gibt es auch als Video:
Und ihre Mode bekommt ihr hier: freiraumreh.de